Die Angst vor Lumbalpunktionen
Die Lumbalpunktion (LP) ist eine Form der Liquorentnahme, bei der mit einer Hohlnadel im unteren Bereich der Wirbelsäule Hirnwasser abgenommen wird. Der übliche Ablauf ist hier nochmal ausführlich beschrieben. Als Patient mit der Diagnose intrakranielle Hypertension/ Pseudotumor cerebri hat man im Laufe seiner Krankheit meist mehr als einmal Bekanntschaft mit dieser Prozedur gemacht, möglicherweise steht man aber kurz vor Diagnosestellung auch das erste mal vor dieser Hürde und hat Angst, was einen erwarten mag.
Die Erfahrungen fallen von Untersuchung zu Untersuchung unterschiedlich aus
Auf der einen Seite gibt es Patienten, die die Abnahme zwar als unangenehm, aber verkraftbar beschreiben. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die schon schlechte Erfahrungen gemacht haben und von einem teils sehr schmerzhaften Eingriff sprechen. Wer aber schon eine schmerzhafte Punktion hinter sich hat, muss nicht befürchten, dass sich diese zwangsläufig wiederholt. Je entspannter man die Behandlung angeht, desto unkomplizierter und schneller geht sie vonstatten. Das ist gerade nach schlechten Erfahrungen sicher leichter gesagt als getan, aber es gibt dafür den ein oder anderen guten Tipp. Manch einer ist überrascht, dass eine Punktion auch kurz und unkompliziert sein kann, wenn man sich vorher oft quälen musste.
Die Ärzte tun oft ihr bestes, den Eingriff so unkompliziert wie möglich zu gestalten
Oft hört man von Betroffenen, es kommt auf die Ärzte an, die die LP durchführen. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass bei einer LP im Blindflug, nur durch Tasten abgesichert (selten unter Durchleuchtung) die optimale Einstichstelle gefunden werden muss. Dazu stehen nur die Zwischenwirbelräume zwischen drei Wirbeln zur Verfügung. Die gesamte zur Verfügung stehende Fläche beträgt grob geschätzt 4mm*2mm. Diese Fläche wird dann nochmal durch vier geteilt. Dann haben wir die Größe des Punktes, welcher getroffen werden muss, um eine optimale Punktion durchzuführen. Da wir durch Angst, Stress oder schlechte Erfahrungen bei einer LP aber selten zu 100 Prozent entspannt sein können, steht den Ärzten oft noch nicht einmal diese Fläche zur Verfügung. Das macht es auch für einen geübten Arzt teilweise sehr schwierig, die Punktion kurz und möglichst schmerzfrei durchzuführen.
Eine vertraute, sichere Atmosphäre schafft Entspannung
Da die LP das einzige nicht operative Mittel ist, um eine Liquordruckmessung und damit Druckentlastung durchzuführen, gibt es keine Alternative. Aber es gibt natürlich Mittel und Wege, die Punktion möglichst angenehm zu gestalten. Es schafft z.B. ein sicheres Gefühl, wenn die LP von einem Arzt durchgeführt wird, den ihr schon kennt und der euch sympathisch ist. Vielleicht habt ihr ja auch schon einen Arzt gefunden, bei dem die Punktionen besonders schnell und schmerzfrei funktionieren. Und auch bei allem Verständnis für junge Ärzte, die üben müssen, sorgt ein unsicher wirkender Arzt, der am eigenen Rücken beschult wird, oft für Verspannung. Ihr habt ganz klar ein Recht dazu zu äußern, wen ihr mit einer Nadel an euren Rücken lassen mögt und wen nicht. Es spricht gar nichts dagegen, freundlich schon im Vorhinein eure Wünsche zu äußern und auf den passenden Arzt zu bestehen.
Unterstützung in Form einer Schwester sowie eine stabile Sitzposition hilft
Die Punktion sollte nie von einem Arzt alleine durchgeführt werden, es sollte immer mindestens eine Schwester als Handlanger und Auffänger dabei sein. Wenn im Sitzen (Bettkante) gestochen wird, habt ihr mit den Füßen keinen Bodenkontakt. Lasst euch einen Stuhl unter die Füße stellen, das gibt euch zusätzliche Sicherheit und stabilisiert die Körperhaltung. Ein zusätzliches Kissen unter den Oberschenkeln erleichtert das Rundmachen des Rückens und damit das Einstechen. Manchen hilft es, wenn die Schwester oder eine Begleitperson die Hand hält und streichelt. Das wirkt beruhigend und lenkt ein wenig vom Geschehen ab. In manchen Krankenhäusern ist das Stechen unter Durchleuchtung möglich, was sich besonders bei schwierigen Wirbelstellungen anbietet.
Medikamente können helfen, Schmerzen einzudämmen und den Kopf abzuschalten
Sollte trotz aller Vorkehrungen die Furcht vor der Punktion und Schmerzen so tief sitzen, besteht die Möglichkeit, mit Medikamenten vorzubeugen. Natürlich ist dies immer mit entsprechenden Nebenwirkungen verbunden, weswegen von Fall zu Fall sorgfältig abgewogen werden sollte. Oft wird von Betroffenen berichtet, dass einem die Möglichkeiten entweder gar nicht erst angeboten oder aber kurz vor der Punktion geraten wird, es ohne Hilfsmittel zu versuchen. Wir raten: Lasst euch nicht überrumpeln. Natürlich ist immer sorgfältig abzuwägen, und über das Risiko von Wirkungen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen hat im Einzelfall immer ein Arzt zu entscheiden. Aber wenn man trotz allem eine Betäubung/Tablette/Sedierung haben möchte, spricht nichts dagegen, etwas hartnäckiger zu sein. Versucht es vielleicht beim nächsten Mal ohne, wenn ihr euch sicherer fühlt.
Angstlöser, lokale Betäubung und Dämmerschlaf sind mögliche Alternativen
Um die erste Anspannung zu nehmen, kann man nach einem angstlösenden Mittel fragen. Das ist umgangssprachlich ein ‚Mir-Egal-Mittel‘, das zwar nicht den Schmerz nimmt, aber die Angst löst und einen alles etwas gelassener sehen lässt. Es wird üblicherweise hauptsächlich als Beruhigungsmittel bei Angst und Panikstörungen eingesetzt.
Darüber hinaus kann man die Einstichstelle vorher lokal betäuben lassen. Dafür wird sternförmig um die Punktionsstelle herum ein Betäubungsmittel injiziert. Die Methode ist daher weniger geeignet für diejenigen, die primär Angst vor Spritzen haben. Sie nimmt vor allem oberflächlich den Schmerz. Gerade wenn der Einstich öfter korrigiert werden muss, kann dieses Mittel sich als angenehm herausstellen.
Die letzte Instanz wäre eine Sedierung/Halbschlaf, bei der man wirklich nur noch ganz wenig bis gar nichts mehr mitbekommt – allerdings mit entsprechend hohen Risiken wie z.B. Atemstillstand. Einige gängige Mittel haben zusätzlich den Vorteil, dass man das im Dämmerschlaf noch erlebte größtenteils wieder vergisst. Nicht jeder ist allerdings ein Freund des totalen Kontrollverlustes und die Ärzte sind regelmäßig nicht leicht zu überzeugen, angesichts der Risiken diesen Weg mit dem Patienten zu gehen.
Wir haben als Patienten immer auch die Möglichkeit „Stopp“ zu sagen
Wenn die Lumbalpunktion so unangenehm oder schmerzhaft ist, dass man das Gefühl hat, dass es nicht mehr geht, unterbricht man den Vorgang. Eine Verschnaufpause oder auch ein Verschieben der Punktion auf den nächsten Tag darf sich jeder einfordern. Allerdings wird dieses „Stopp“ meist nur selten genutzt. Es spricht aber nichts dagegen, es zu tun.
jl,if