Shunts & Stents

Shunt-Implantation

Ein Shunt ist ein Schlauchsystem, das entweder vom Spinalkanal heraus oder aus dem Ventrikel (im Gehirn) heraus Liquor ableitet.

Es gibt Ventrikulo-Peritoneale (VP), Ventrikulo-Atriale(VA), Lumbo-Peritoneale (LP) und Lumbo-Atriale (LA) Shunt Systeme. Peritoneale Shunt-Systeme enden im Peritoneum – dem Bauchfell. Atriale Shunt-Systeme enden im Atrium- dem Vorhof des Herzen. Bei Versagen der konservativen Therapie durch Medikamente und Lumbalpunktionen, oder wenn das Augenlicht akut gefährdet ist, stellt ein Shunt eine sinnvolle Therapiealternative dar. Von einem Neurochirurgen werden die Shunt-Systeme implantiert. Je nach Hersteller und Symptomatik des Betroffenen variieren diese in ihrer Ausstattung. So gibt es eine ganze Reihe von Ventilen die am oberen Teil des Shunts (also im Ventrikel oder Spinalkanal) angebracht werden können. Fast alle Shunts verfügen über Druckgesteuerte Ventile, die dann ab einem bestimmten Hirndruck öffnen und so dass überschüssige Hirnwasser ins Peritoneum oder Atrium ablaufen lassen. Zusätzlich gibt es Ventile die Schwerkraftorientiert sind, welche mit Vorkammern aus denen man auch Liquor entnehmen kann und viele weitere. Welches für wen in Frage kommt sollte mit dem zuständigen Arzt besprochen werden.

Ein Shunt kann viele Komplikationen mit sich bringen. Dazu zählen kurz nach der OP vor allem Wundheilungsstörungen, später dann die Gefahr der Über-, oder Unterdrainage durch ein falsch eingestelltes oder ein verstelltes Ventil, Hirnhautentzündungen, Bauchfellentzündungen, Verstopfen des Shunts durch Eiweissablagerungen, Thrombosebildung am Shunt bei den aterial verlaufenden, Rückenschmerzen und/oder Rückenmarkreizungen bei den lumbal verlaufenden.

Erstmaßnahmen bei Unterdrainage

Bei einer Unterdrainage wird bei einem bereits implantierten Shunt zu wenig Liquor über das Shuntsystem abgeführt. So sollte man sich verhalten:

ärztl. verordnete Schmerzmedikamente einnehmen
Acetazolamid = Acemit (D), Glaupax (D), Diamox (D, A, CH)
auf Gesamttrinkmenge in 24 h achten (max. 2000 ml)
Heben, Bücken, über Kopf arbeiten vermeiden
bei Stuhlausscheidung nicht „drücken“ – erhöht den Druck
daher auf ballaststoffreiche Ernährung achten – Obstipation (Verstopfung) sollte vermieden werden
flaches liegen erhöht den Druck, daher aufrechte Sitzhaltung (45° -90°) einnehmen
Arzt aufsuchen und Ventileinstellung und Shuntfunktion prüfen lassen

Erstmaßnahmen bei Überdrainage

Bei der Überdrainage wird mehr Liquor über das Shuntsystem abgeführt, als produziert wird. Empfohlen wird:

ärztl. verordnete Schmerzmedikamente einnehmen
Stehen oder sitzende Haltung verschlimmert die Symptomatik, daher am besten flach hinlegen und über längere Zeit (mehrere Stunden bis Tage ) liegen bleiben.
Unbedingt sehr viel Trinken, damit dem Körper wieder die fehlende Flüssigkeit zugeführt werden kann
Arzt aufsuchen und Ventileinstellung und Shuntfunktion prüfen lassen

Stent-Implantation

Bei einigen wenigen Patienten werden als Ursache des intrakraniellen Überdruckes sog. Stenosen (Verengungen) bestimmter im Schädel befindlicher Venen festgestellt. Diese verhindern den Abfluss des Liquor und können daher als Korrelat der Hirndrucksteigerung angesehen werden. Ein Ablassen des Liquor bringt auch hier nur kurzzeitige Besserung.

Eine Beseitigung solcher Stenosen ist möglich, indem wahlweise von der Leiste aus oder nach Direktpunktion der entsprechenden Vene am Hals (Katheterisierung) die Sinusverengung mit einem Ballon erweitert wird (sogenannte Ballondilation oder PTCA). Um die Sinusstenose dann offenzuhalten wird ein Stent implantiert. Dies kann man sich vorstellen wie ein Rohr, dass von innen die Vene auskleidet und somit dafür sorgt dass sie offen gehalten wird. Beides – Ballonerweiterung und Stent – geschehen in einem Eingriff. Nach der Behandlung ist die Einnahme von 100 mg ASS und die tägliche Subkutaninjektion (ins Fettgewebe) von niedermolekularem Heparin erforderlich.

Falls erforderlich, wird die zweite Seite nach etwa 6 Wochen entsprechend behandelt.

Einige Wochen nach der Behandlung kann man übergehen in eine Phase (üblicherweise 
6 Monate) in welcher die Patienten täglich 100 mg ASS und Marcumar einnehmen, bis ein INR-Wert von 2,5 erreicht ist. Vor und nach dieser Phase werden jeweils Angiographien (Bildgebung der Venen und Arterien) durchgeführt um eine Verengung im Lauf des/der Stents auszuschließen. Nach der Marcumar-Phase werden weiterhin täglich 100 mg ASS eingenommen. Je nach Verlauf 
wird nach einem bzw. zwei Jahren eine weitere Angiographie durchgeführt.

Grundsätzlich gegebene Risiken der Behandlung sind die Auslösung eines Schlaganfalles oder eine Blutung in das Schädelinnere. Ein mögliches Risiko verbindet sich auch mit der erforderlichen Medikation, welche Ihrerseits eine Hirnblutung oder Organblutung verursachen kann.

INFO Blutgerinnungshemmer :

Heparin, ASS und Marcumar gehören zu den sogenannten Antikoagulantien. Dies sind Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen. Bei der Verabreichung solcher Medikamente muss regelmäßig der Quick und der INR Wert im Blut bestimmt werden um zu vermeiden, dass das Blut zu dünn oder aber zu dick ist. Der Quickwert wird auch als Thromboplastinzeit bezeichnet und liegt normalerweise zwischen 70-120%.

50-70 Prozent: Gerinnungsfähigkeit des Blutes noch normal, Leberfunktion eingeschränkt
5-10 Prozent: Gerinnungsfähigkeit des Blutes stark eingeschränkt, Auftreten spontaner Blutungen möglich (z.B. Zahnfleisch- oder Nasenbluten)
weniger als 4 Prozent: Gerinnungsfähigkeit des Blutes sehr stark eingeschränkt, Gefahr lebensbedrohlicher Blutungen

Der INR-Wert (International Normalized Ratio) dient der besseren Vergleichbarkeit von Quickwerten.

1,0: Normalwert, keine gerinnungshemmende Behandlung
2,0-3,0: niedrig dosierte gerinnungshemmende Behandlung
3,0-4,5: hoch dosierte gerinnungshemmende Behandlung

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