Uniklinik Bremen entwickelt revolutionäres Ventilsystem *1. April*

Bremen, 1. April 2014 – An der Universitätsklinik Bremen haben Forscher heute geladenen Fach- und Pressevertretern ein revolutionäres Ventilsystem für Patienten mit erhöhtem Hirndruck vorgestellt. Professor R. Funden verblüffte Neurologen und Neurochirurgen mit der Einfachheit der neuen Ventiltechnik: Die neue Apparatur verlagert sämtliche wartungsintensiven Bauteile
außerhalb des Körpers und ermöglicht dem Patienten erstmals eine jederzeitige Änderung der Ventildurchlässigkeit bzw. des Grenzdrucks.

Industriekooperation mit Fissler, Zwilling und Tefal

Für dieses Implantat wird das Scheitelbein lateral mit einem Edelstahl-Liquortrichter durchstoßen, der das Hirnwasser nach außen leitet; das Ventil selbst wird nebst Justiereinheit an der äußeren Schädeldecke angebracht. Die farblichen Markierungen auf dem Ventilstift erlauben erfahrenen Patienten nun, die Höhe ihres intrakraniellen Drucks jederzeit abzulesen. Und eine einfache, bebilderte Anleitung macht das Einstellen des eigenen Ventils kinderleicht. Die Haltbarkeit eines solchen Ventils wird derzeit auf etwa zwölf Jahre geschätzt. „Besonders der Wissenstransfer mit der Industrie hat unsere Forschungsarbeit erheblich beschleunigt“, bedankt sich Prof. Funden bei dem Konsortium aus Fissler, Zwilling und Tefal, das dem Team in den vergangenen Monaten beratend zur Seite stand.

„Die neue Technologie hat für die Betroffenen viele Vorteile.“ Klassische Cerebralshunts seien erfahrungsgemäß häufig sehr wartungsintensiv. Außerdem drohen oft Komplikationen wie Schlauchabrisse, Überdrainage, Ventilverstopfung und Infektionen. „Den Wartungsbereich nach außen zu verlagern ist damit so vernünftig wie raffiniert“, erläutert Dr. Sorgenfrei, selbst Neurochirurg am Stadtkrankenhaus Vogelsang. Außerdem ersparen sich gerade Problempatienten, deren Shuntventile sich häufig verstellen, lange Wartezeiten auf den Neurochirurgen. „Gerade wenn starke Kopfschmerzen und Sehstörungen bereits eingetreten sind, ist die Bereitschaft der Patienten, die üblichen Wartezeiten einzuhalten, mitunter sehr gering.“ Und wenn sich die Sehfähigkeit verschlechtert, muss schnell gehandelt werden.

Die Forschung muss weitergehen

 

An idiopathischer intrakranielle Hypertension erkrankt in Deutschland jährlich einer von 100.000 Einwohnern. Anhaltend hoher Hirndruck kann über neurologische Beschwerden bis zur Erblindung führen. Mit entwässernden Medikamenten, Nervenwasserentnahmen an der Lendenwirbelsäule und Implantaten wird hier gewöhnlich rein symptomatisch reagiert. Aber alle Therapieformen sind mit Komplikationen und Nebenwirkungen verbunden. Eine Heilung gibt es nicht.

-al

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